Einer für alle?!
Der Grund, der uns zum Verfassen dieser Zeilen bewogen hat, beruht auf der Frage, die fast alle deutschen Eishockeyfans
landauf, landab bewegt: Ist die DEL II wirklich die Lösung aller Probleme und
die Zukunft unseres (Profi-)Eishockeysports?!
Eine Frage, die sich nicht so leicht beantworten lässt. Fakt
ist, so wie es ist, kann es nicht bleiben!
Die aktuelle Situation ist schlicht untragbar: kein
geregelter Auf- und Abstieg, Machtkämpfe unter den Verbänden, finanzielle
Probleme quer durch alle Ligen... Problematiken die unseren geliebten Sport
hierzulande im Laufe der Jahre mehr und mehr zur absoluten Lachnummer verkommen
ließen bzw. lassen. Zustände, die nach Außen hin längst nicht mehr zu verkaufen
sind. Sportarten wie Basketball und Handball (dort gibt es übrigens einen
durchgängig geregelten Auf- und Abstieg) sind auf der Überholspur und in
Eishockey-Deutschland haben Funktionäre nichts besseres zu tun, als ihre
Machtkämpfe und Streitigkeiten vor Gericht und damit auf dem Rücken der Fans,
der Spieler und des gesamten Sports auszutragen.
Den Niedergang massiv beschleunigt hat die Abschottung der
DEL gegenüber den anderen Ligen. Das Nichtzustandekommens eines Kooperationsvertrages zwischen ESBG und DEL war wie ein Schlag ins Gesicht
des sowieso schon bedenklich wankenden deutschen Eishockeykonstrukts. Doch
stellte die daraus resultierende sportliche Perspektivlosigkeit nicht nur
ambitionierte Zweitligisten vor Probleme, nein, auch die DEL hätte sich bei
einer geregelten Verzahnung wohl einigen hausgemachten Ärger erspart. Man denke
an Vereine wie den EV Duisburg, der nach vier Jahren am Tabellenende die
Notbremse in Form einer Insolvenz ziehen musste , die Kassel Huskies, welche
vor drei Jahren als Tabellenletzter (erfolglos, aber absolut medienwirksam)
gegen den Lizenzentzug klagten oder aktuell die Düsseldorfer EG, die nun den
zweiten Sommer in Folge um ihre Existenz kämpft. Ein geregelter Auf- und
Abstieg hätte diese Vorgänge sicherlich „sozialverträglicher“ für den Sport und
die betroffenen Vereine gestaltet. So hätte beispielsweise eine spannende
Playdown-Serie viele Fans zurück ins Stadion locken und die klamme Kasse der
DEG wieder etwas füllen können. Selbst ein sportlicher Abstieg hätte eine
Chance für den Verein bergen können. Schließlich haben den Düsseldorfern zwei
Ehrenrunden in der Zweiten Liga zwischen 1998 und 2000 schon einmal mehr
geholfen als geschadet. Ein großer und namhafter Klub wie die DEG wäre wohl
ohnehin früher oder später wieder in der höchsten Spielklasse zu finden. Doch
so fristete der Traditionsverein vom Rhein (genau wie alle anderen Klubs, die
in den letzten Jahren frühzeitig die Hoffnung auf die DEL-Playoffs begraben
mussten) sein Dasein am Tabellenende und warteten auf das Saisonende, Einbruch
der Zuschauerzahlen natürlich inbegriffen.
Gedanken, die uns wieder zur gegenwärtigen Lage
zurückführen. Wir schreiben den Juli 2013 und das deutsche Eishockey, allen
voran die Mitglieder der ehemaligen ESBG-geführten 2. Bundesliga stehen vor der
endgültigen Zerreißprobe. Zum Einen der DEB, der – soweit erfolglos, jedoch mit
aller Gewalt – versucht, den Spielbetrieb wieder zurück unter sein Dach zu
ziehen, zum Anderen die zehn Klubs, die die Liga in Zukunft gerne unter einer
DEL II GmbH abwickeln möchten, sowie die DEL, welche die mangelnden
Führungsqualitäten und den Autoritätsverlust des DEB auszunutzen versucht, um
das professionelle Eishockey in Deutschland fortan endgültig diktieren zu
können.
Grundsätzlich mag der Gedanke, die Profiligen nach
Fußballervorbild unter einem gemeinsamen Dach zu organisieren ja keineswegs
falsch sein. Nur sollte man sich hier lieber vor dem Schnellschuss hüten, eine
DEL II sei, so wie sie derzeit von vielen Seiten herbeigewünscht wird, der
Weisheit letzter Schluss! Viele Eishockeyinteressierte und Funktionäre
verbinden mit einer ,,Flucht'' unter das Dach der DEL die Hoffnung auf eine
baldige Wiedereinführung der Verzahnung mit der höchsten Spielklasse. Abgesehen
davon, dass es diesbezüglich seitens der DEL bis dato bestenfalls ein sehr
vages Entgegenkommen zu vernehmen ist, stellt sich die Frage, ob sich die
Auf-/Abstiegsdebatte nicht einfach nur um eine Stufe nach unten verschiebt.
Denn auch wenn der DEB seine Interessen momentan mit eiserner Faust durchboxen
will, dass er sich zur Aufgabe gemacht hat einen womöglich schwer reparablen
Bruch zwischen Profi- und Nichtprofi- bzw. Amateureishockey zu verhindern, ist
durchaus legitim und nachvollziehbar!
Generell, die komplette Schuld für alles, was in diesem Land
in unserem Sport schiefläuft, dem DEB in die Schuhe zu schieben ist falsch. Es
gehören doch letztlich immer mindestens zwei Seiten dazu . Etwa die Leistungen
unseres Nationalteams eins zu eins mit dem Handeln des Verbandes gleich zu
stellen, ist kleinkariert und einfach lächerlich. Unsere Nationalmannschaft
kann halt mal nur so stark sein wie der Nachwuchs der Hannover Scorpions... So
ist der inzwischen ehemalige Erstligist, seines Zeichen immerhin Deutscher
Meister 2010, im Nachwuchsbereich
praktisch überhaupt nicht vertreten! Und hier kommt wieder die DEL ins Spiel,
die eine solche Vernachlässigung des eigenen Nachwuchses in vielen Vereinen
über Jahre geduldet hat und keine Maßnahmen zur Gegensteuerung ergriffen hat.
Dies nur mal am Rande erwähnt, da sich die DEL II das Stichwort
,,Nachwuchsförderung'' ja breit auf die Fahnen geschrieben hat.
In diesem Zuge möchten wir kurz auf die im Internet gehäuft
auftretenden diffamierenden Kommentare und Äußerungen in Richtung
,,Kotzbeuren'' und ,,Kriechersee'' eingehen: an gewissen Standorten wäre es
vielleicht ratsam die Finger diesbezüglich ein bisschen stiller zu halten.
Sowohl der ESVK als auch der SCR haben dem deutschen Eishockey unbestritten
viel gegeben und haben genauso ihr Recht ihre Meinung zu vertreten wie jeder
andere Klub. Gerade die momentan in Kaufbeuren geleistete Nachwuchsarbeit ist
hier hervorzuheben. So wechseln eigentlich jedes Jahr eine Handvoll Spieler,
die beim ESVK ausgebildet wurden, in die DEL. Und wie viele Nationalspieler hat
die Talentschmiede des REV Bremerhaven bisher so hervorgebracht?
Wie Ralf Hantschke, Geschäftsführer der Lausitzer Füchse
treffend gesagt hat: ,,Jeder Geschäftsführer wird seine Gründe für seine
Meinung haben.'' Und so gibt es für Kaufbeuren und Riessersee eben auch Gründe,
warum man Bedenken hegt, sich voreilig unter das Dach der DEL zu knechten.
Unbestritten sind einige Aspekte aus dem DEL II-Konzept absolut sinnvoll und
notwendig, wie der Abbau von Kontingentspielern oder die Erhöhung der Zahl der
U23-Spieler auf dem Spielberichtsbogen. Wirklich Sinn macht das Ganze aber nur,
wenn das alles - Schritt für Schritt - synchron zur DEL geschieht. Schließlich
muss man kein Experte sein, um das Ergebnis zu erahnen, wenn in einer möglichen
Relegation ein DEL-Team mit acht oder neun Importspielern auf eine mit drei
Ausländern verstärkte U23-Truppe trifft. Zwar spricht man seitens der DEL
immerhin schon davon, dass eine ,,Annäherung'' der beiden Ligen gewünscht ist,
die Halbwertszeit solcher Funktionärsaussagen darf jedoch, wie die Vergangenheit
lehrt, zumindest stark hinterfragt werden.
Interessant zu sehen ist übrigens, dass ausgerechnet
diejenigen Leute, die vor zwei Jahren noch voller Verachtung für die DEL
fleißig den Leitsatz ,,Pro ESBG – wir sind die wahre 1. Liga‘‘ propagiert
haben, sich heute munter hinter einem Stück Tapete ablichten lassen und
plötzlich sehr überzeugt von einer Zukunft der 2. Liga unter dem Dach der einst
verhassten DEL sind. Verfolgt man die Diskussionen in den einschlägigen
Internetforen, vertreten nicht wenige User plötzlich eine sehr DEL-nahe
Auffassung, obwohl diese noch vor nicht allzu langer Zeit das erklärte
Feindbild bei den ESBG-Klubs darstellte.
Aber wie bereits oben erwähnt, es gehören immer zwei
Parteien dazu. Auch beim deutschen Eishockey-Bund mit seinen verstaubten
Strukturen, der sich zum Teil sogar von diversen Landesfürsten aus den
Regionalverbänden auf der Nase herumtanzen lässt, muss sich zwingend etwas
ändern! Eine ernsthafte Alternative, die unseren Sport vor dem weiteren
Niedergang bewahren könnte, stellt der DEB derzeit nicht dar. Präsident Uwe
Harnos hat das Heft des Handelns längst aus der Hand gegeben und ist ganz
offensichtlich nicht mehr Herr der Lage. Er sollte zeitnah abgelöst und durch
jemanden ersetzt werden der bessere Führungsqualitäten, mehr Ahnung von der
Materie Eishockey und mehr Kommunikationswillen mitbringt. Eine Rückkehr des
DEB an den Verhandlungstisch ist zwingend notwendig, als Dachverband sollte er
nach wie vor Interesse an einer außergerichtlichen Lösung des Konflikts haben. Genauso wenig helfen hier jedoch solche krachenden Aussagen wie die von Herrn Aicher, Vorstand der Starbulls
Rosenheim, dass man die DEL II zur Not als wilde Liga durchführen wolle. Dass eine Umsetzung dieser Pläne ein weiterer großer Schritt Richtung Abgrund wäre muss hier wohl nicht weiter erläutert werden.
Ganz gleich, wie die Zukunft des deutschen Profieishockeys
im Detail aussehen wird, auf lange Zeit braucht unser Sport einen starken Verband, der die Wünsche
der kleinen Vereine genauso hört, wie die der großen. Ein Verband, welcher
nicht an das finanzielle Wohl Einzelner denkt, sondern sich für die Zukunft des
Sportes stark macht. Diesen Verband gibt es aktuell nicht. Lasst uns nicht
zwischen Pest oder Cholera entscheiden, sucht lieber das aktive Gespräch mit
euren Vereinen und unterstreicht eure Wünsche nach mehr „Fanorientierung“. Der Nachwuchs und die Ausbildung junger
Spieler muss stärker honoriert werden und das wichtigste:
Lasst uns endlich
wieder mit Freude den Sport genießen und uns die Stadien mit Emotionen füllen!
Es muss etwas geschehen, das ist klar… bildet euch auf
neutraler Basis eure Meinung im Sinne des Sports. Man sollte dabei bedenken, dass die
einschlägigen Medien wünschenswerte Aspekte wie Neutralität und Unvoreingenommenheit
hier kaum beachten. Klammert euch also
nicht an den ersten Strohhalm, der sich bietet! Es gibt mehr zu verlieren als
einen Verband. Es geht um die Zukunft unseres Sportes. Lasst die Vernunft
entscheiden, nicht die Gerichte!
Fans gegen den modernen Sport
Blue Supporters Garmisch Jokeria
Kaufbeuren
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