Dienstag, 22. März 2016

Stellungnahme zum Spielabbruch in München (Red Bull vs. Krefeld)/Nachtrag


Nachdem es aus beruflichen Gründen nicht möglich war, das Auswärtsspiel in Crimmitschau zu besuchen, folgte ich einer Einladung zum Spiel Red Bull – Krefeld. Die Zusage wurde erst versagt, da ich nicht zu diesem Verein wollte. Nach einigem „hin und her“ fuhr ich dann doch mit. Einmal wieder nach München fahren, an alte Wirkungsstätte. Dort erlebte man viele schöne Derbys und lieferte gute Auftritte ab, sodass ich mich letztendlich doch darauf freute.

Gute Rahmenbedingungen waren ja dank dem Kultclub Krefeld, der Anwesenheit eines Studienkollegen und – wie sollte es anders sein – Bier gegeben.

Eine Stunde vor dem Spiel in München angekommen, konnte ich nichts mehr von dem „alten EHC“ finden. Einige alte Schals und Trikots sind hier die Ausnahme. Das Stadion wurde umgestaltet und gleicht eher einer Disko oder einer Messehalle als einem Eisstadion. Dasselbe kann ich auch über das „Fanlager“ sagen: komplett ausgetauscht. Nur die „Ultras“ sammeln sich am selben Platz wie früher. Erwähnenswert ist eine Schwenkfahne mit „Aloisius“, dessen Brust das Red-Bull-Zeichen ziert. Ich glaube, da ist nicht mal der liebe Gott noch barmherzig. Koa Manna für Red Bull!

15 Minuten vor dem Spiel ging eine pompöse Lasershow los! Cool anzusehen, aber die Lautstärke vernichtete jede Art von Stimmung, Support, etc. Nach der Begrüßung der „besten Fans der Welt in der Red-Bull-Nordkurve“ wollte ich zum ersten Mal das Stadion verlassen, ich blieb trotzdem.

Zum Spiel: Nach einem schnellen 2:0 änderten sich die Gesprächsthemen der Personen um mich herum schlagartig. Aus „Wo gehen wir heut noch hin?“, Fußball, Beziehungsproblemen und Crashed Ice wurde schlagartig: „München, wir sind die Geilsten“, „Wir werden eh Meister!“ und „Was wir alles auf die Beine gestellt haben!“ (kann man durchaus so sagen, wenn man den Club in die Pleite geführt hat, um daraufhin von einem Milliardenkonzern übernommen zu werden). Ich hätte kotzen können. Potentielle Empfänger meines Mageninhalts hatte ich, wie gerade erläutert, ja genug in meiner Umgebung. Auch witzig war, dass kurz vor Spielbeginn ca. 1500 Personen von Crashed Ice ihre Kombi-Tickets nutzten und neben den freien Stehplätzen auch den Gästeblock fluteten. Die mitgereisten 40 Krefelder taten mir einfach nur Leid.

Im zweiten Drittel ging München hoch in Führung, was von den besten Fans der Welt nicht besonders honoriert wurde. Erst als das Münchner „Urgestein“ Uli Maurer seinen Penalty verwandelte und die Halle mit „Steht auf wenn ihr Red Bull seid!“ angeheizt wurde (wohl gemerkt durch den Stadionsprecher, wie sich das eben gehört), wurde es laut. Das Publikum erhob sich von seinen Plätzen, genau wie ich. Ich verließ das Stadion. Das war zu viel des Schlechten.

Uli Maurer und Maxi Kastner, zu sehen auf jeder Werbung als die echten Münchner und eigentlichen Erz-Garmischer, das Gelaber der Anwesenden, die krankhafte Promotion und das Feiern von jedem möglichen Jubiläum (der 600.000ste Red-Bull-Fan in der DEL, das 100ste Red Bull Tor von irgendeinem Lutscher, usw.) waren einfach zu viel. Und da war es wieder, das schlechte Gewissen. Ich wusste genau, warum ich seit der Übernahme von Red Bull nie dort war und auch nie wieder dort hingehen werde.

Ich ging in die alte Kneipe, wo sich die MAC (Munich Action Crew) früher sammelte und bestellte ein Gustl und ein Rüscherl. Ein cooler Laden und nach meinem Geschmack: Schön versoffen, Spielautomaten, Trunkenbolde... cool halt. Dort ließ ich mir den Abend durch den Kopf gehen und kam zu folgendem Entschluss:

Ich ziehe ein Stadion ohne großartige Kontrollen, Fahnenbegrenzungen, Unterbrechungen für Werbungen, Lasershows, „Schicki-Micki-Tussen“, Friede-Freude-Hurensöhne-Stimmung und Animation vor.

Ich liebe den Sport und meinen Verein mit seinen Freizügen und seiner Einfachheit, so wie er ist. Das ist mein SCR und mein Garmisch!

Vom Sportlichen war es natürlich großartig, das kann aber das eben genannte nicht wett machen. Lieber spiele ich vor Einheimischen in der Vergessenheit der zweiten Liga, als mir das anzutun. Alles Negative, was ich erwartet habe, wurde bestätigt, ja sogar übertroffen. Für gutes Eishockey gibt es ja notfalls noch die NHL am Laptop.

Angetrunken auf der Heimfahrt kam mir noch der Gedanke jeden Anwärter unserer Gruppe zu einem Besuch in diese Welt zu zwingen, damit ihm klar wird, gegen was wir kämpfen und was erhalten werden muss. In meiner Weltanschauung ist dafür kein Platz!

Gegen den modernen Sport!

Traditionelle Grüße,

ein radikaler Anhänger des SC Riessersee – Ultra 08

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