Nachdem es aus beruflichen Gründen
nicht möglich war, das Auswärtsspiel in Crimmitschau zu besuchen, folgte ich
einer Einladung zum Spiel Red Bull – Krefeld. Die Zusage wurde erst versagt, da
ich nicht zu diesem Verein wollte. Nach einigem „hin und her“ fuhr ich dann
doch mit. Einmal wieder nach München fahren, an alte Wirkungsstätte. Dort
erlebte man viele schöne Derbys und lieferte gute Auftritte ab, sodass ich mich
letztendlich doch darauf freute.
Gute Rahmenbedingungen waren ja
dank dem Kultclub Krefeld, der Anwesenheit eines Studienkollegen und – wie
sollte es anders sein – Bier gegeben.
Eine Stunde vor dem Spiel in München
angekommen, konnte ich nichts mehr von dem „alten EHC“ finden. Einige alte
Schals und Trikots sind hier die Ausnahme. Das Stadion wurde umgestaltet und
gleicht eher einer Disko oder einer Messehalle als einem Eisstadion. Dasselbe
kann ich auch über das „Fanlager“ sagen: komplett ausgetauscht. Nur die
„Ultras“ sammeln sich am selben Platz wie früher. Erwähnenswert ist eine
Schwenkfahne mit „Aloisius“, dessen Brust das Red-Bull-Zeichen ziert. Ich
glaube, da ist nicht mal der liebe Gott noch barmherzig. Koa Manna für Red
Bull!
15 Minuten vor dem Spiel ging eine
pompöse Lasershow los! Cool anzusehen, aber die Lautstärke vernichtete jede Art
von Stimmung, Support, etc. Nach der Begrüßung der „besten Fans der Welt in der
Red-Bull-Nordkurve“ wollte ich zum ersten Mal das Stadion verlassen, ich blieb
trotzdem.
Zum Spiel: Nach einem schnellen 2:0
änderten sich die Gesprächsthemen der Personen um mich herum schlagartig. Aus
„Wo gehen wir heut noch hin?“, Fußball, Beziehungsproblemen und Crashed Ice
wurde schlagartig: „München, wir sind die Geilsten“, „Wir werden eh Meister!“
und „Was wir alles auf die Beine gestellt haben!“ (kann man durchaus so sagen,
wenn man den Club in die Pleite geführt hat, um daraufhin von einem
Milliardenkonzern übernommen zu werden). Ich hätte kotzen können. Potentielle
Empfänger meines Mageninhalts hatte ich, wie gerade erläutert, ja genug in
meiner Umgebung. Auch witzig war, dass kurz vor Spielbeginn ca. 1500 Personen
von Crashed Ice ihre Kombi-Tickets nutzten und neben den freien Stehplätzen
auch den Gästeblock fluteten. Die mitgereisten 40 Krefelder taten mir einfach
nur Leid.
Im zweiten Drittel ging München
hoch in Führung, was von den besten Fans der Welt nicht besonders honoriert
wurde. Erst als das Münchner „Urgestein“ Uli Maurer seinen Penalty verwandelte
und die Halle mit „Steht auf wenn ihr Red Bull seid!“ angeheizt wurde (wohl
gemerkt durch den Stadionsprecher, wie sich das eben gehört), wurde es laut.
Das Publikum erhob sich von seinen Plätzen, genau wie ich. Ich verließ das Stadion.
Das war zu viel des Schlechten.
Uli Maurer und Maxi Kastner, zu
sehen auf jeder Werbung als die echten Münchner und eigentlichen
Erz-Garmischer, das Gelaber der Anwesenden, die krankhafte Promotion und das
Feiern von jedem möglichen Jubiläum (der 600.000ste Red-Bull-Fan in der DEL,
das 100ste Red Bull Tor von irgendeinem Lutscher, usw.) waren einfach zu viel.
Und da war es wieder, das schlechte Gewissen. Ich wusste genau, warum ich seit
der Übernahme von Red Bull nie dort war und auch nie wieder dort hingehen
werde.
Ich ging in die alte Kneipe, wo
sich die MAC (Munich Action Crew) früher sammelte und bestellte ein Gustl und
ein Rüscherl. Ein cooler Laden und nach meinem Geschmack: Schön versoffen,
Spielautomaten, Trunkenbolde... cool halt. Dort ließ ich mir den Abend durch
den Kopf gehen und kam zu folgendem Entschluss:
Ich ziehe ein Stadion ohne
großartige Kontrollen, Fahnenbegrenzungen, Unterbrechungen für Werbungen,
Lasershows, „Schicki-Micki-Tussen“, Friede-Freude-Hurensöhne-Stimmung und
Animation vor.
Ich liebe den Sport und meinen
Verein mit seinen Freizügen und seiner Einfachheit, so wie er ist. Das ist mein
SCR und mein Garmisch!
Vom Sportlichen war es natürlich
großartig, das kann aber das eben genannte nicht wett machen. Lieber spiele ich
vor Einheimischen in der Vergessenheit der zweiten Liga, als mir das anzutun.
Alles Negative, was ich erwartet habe, wurde bestätigt, ja sogar übertroffen.
Für gutes Eishockey gibt es ja notfalls noch die NHL am Laptop.
Angetrunken auf der Heimfahrt kam
mir noch der Gedanke jeden Anwärter unserer Gruppe zu einem Besuch in diese
Welt zu zwingen, damit ihm klar wird, gegen was wir kämpfen und was erhalten
werden muss. In meiner Weltanschauung ist dafür kein Platz!
Gegen den modernen Sport!
Traditionelle Grüße,
ein radikaler Anhänger des SC
Riessersee – Ultra 08
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